Als Kunststoffe in den 1950er-Jahren aufkamen, waren sie vielversprechende Materialien, die für Modernität standen. Sie waren praktisch und preiswert und nahmen schnell einen wichtigen Platz im Alltag der Verbraucher ein. Ihre Attraktivität nahm stetig zu und Kunststoffe haben sich heute in vielen Produkten des täglichen Bedarfs durchgesetzt. Obwohl Kunststoffe viele Vorteile haben, gibt es noch keine Lösung für Kunststoffe, die das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben. Zu viele dieser Kunststoffe gelangen in die Umwelt und können dort erheblichen Schaden anrichten. 

Hinter dem Namen „Kunststoffe“ verbergen sich Dutzende verschiedener Kunststoffe mit jeweils spezifischen Eigenschaften. Kunststoffe haben viele positive Eigenschaften (hygienisch, leicht, stoßfest, einfach zu verarbeiten, langlebig), die ihren Erfolg erklären.  

Aufgrund ihrer Eigenschaften werden sie in vielen Produkten verwendet, z. B. in Möbeln, Spielzeug, Lebensmittelverpackungen, medizinischen Geräten, Isoliermaterialien oder Teilen für die Automobilindustrie.  

Trotz ihrer Vorzüge bedroht die Allgegenwart von Kunststoffen die Umwelt und unsere Gesundheit. Zum einen erfolgt ihre Herstellung überwiegend aus fossilen Ressourcen (Öl und Gas). Die Gewinnung dieser Rohstoffe und ihre Verarbeitung zu Kunststoffgegenständen haben Auswirkungen auf den Klimawandel. 


Andererseits ist es ihren Entwicklern nicht gelungen, eine brauchbare Lösung für Kunststoffe zu finden, die das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben. Heute denkt man bei Plastik vor allem an die Millionen von Plastikabfällen, die in den Ozeanen, an Stränden oder Straßenrändern gefunden werden, wo sie schädliche Auswirkungen auf das Leben am Land und im Wasser haben können. 

Dennoch werden diese Materialien immer häufiger verwendet. Die weltweite Kunststoffproduktion ist exponentiell gewachsen, von etwas mehr als 2 Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf etwa 400 Millionen Tonnen im Jahr 2020. Die Auswirkungen von Plastik und Mikroplastik auf die Umwelt machen es jedoch erforderlich, dass die Behörden Lösungen finden und die Bürger ihre Gewohnheiten ändern, um ihnen eine neue Zukunft zu geben. 

Mikroplastik

Die Umweltschädlichkeit von Kunststoffen ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass sie sich im Laufe der Zeit und durch Abnutzung zu Mikroplastik fragmentieren, was an sich schon eine Gefahr für die Ökosysteme darstellt.  



Übrigens ist die Fragmentierung von Plastikmüll nicht die einzige Quelle für Mikroplastik. Sie entstehen auch durch die Abnutzung von Autoreifen, die Beschädigung von Farbschichten, das Waschen von synthetischer Kleidung usw. 

Zum Beispiel zersetzen sich bei jedem Waschen unserer Kleidung aus synthetischen Materialien die Fasern und Mikroplastik gelangt ins Wasser.



Mikroplastik kann auch bewusst hergestellt werden, um Pflegeprodukten zugesetzt zu werden, z. B. als Peeling-Perlen oder um die Viskosität (Dickflüssigkeit), das Aussehen oder auch die Stabilität eines Produkts zu regulieren. Es wird sogar als Glitter oder in Make-up sowie zur Einkapselung von Duftstoffen in Waschmitteln verwendet. Wenn diese Produkte nach dem Gebrauch abgespült werden, gelangt das Mikroplastik in die Kanalisation und von dort aus in den Ozean oder in den Boden. 


Kunststoffgranulate und -pulver, die als Rohmaterial für Kunststoffprodukte dienen, gelten ebenfalls als Mikroplastik. Ihr Verlust während des Transports sowie beim Be- und Entladen von Lkw stellt eine wichtige Quelle der Plastikverschmutzung dar.

Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit

Jedes Jahr landen durchschnittlich 11 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen - das entspricht einem Müllwagen voller Plastikmüll pro Minute. Dieser Müll schädigt zahllose Lebensräume und stellt eine Bedrohung für über 700 Arten und die Artenvielfalt dar: Meeressäuger, Fische und Vögel verfangen sich regelmäßig in diesen Plastikansammlungen, verletzen sich dabei oder ersticken. 



Feine Plastikpartikel sind insbesondere für kleine Meeresorganismen schädlich: kleine Fische, Hummer, Garnelen usw. Diese Organismen nehmen das Mikroplastik auf, was ihnen ein schnelles Sättigungsgefühl vermittelt, sodass diese Stoffe Wachstum und Überleben der Tiere gefährden, die weniger fressen, schwächer werden und schließlich manchmal an Unterernährung sterben. Selbst die kleinsten Organismen am unteren Ende der Nahrungskette (wie Plankton und Algen) könnensehr kleine Plastikpartikel aufnehmen, was sich letztendlich auf das gesamte Ökosystem unserer Meere und Ozeane auswirkt. 



Mikroplastik sammelt sich auch an Land an und verschmutzt Böden und Ökosysteme über Jahrzehnte hinweg, mit Auswirkungen entlang der gesamten Nahrungskette bis auf unseren Teller.  

Mikroplastik wurde in Lebensmitteln und Getränken wie Bier und Honig gefunden. Kunststoffe enthalten viele chemische Substanzen, die für die Gesundheit von Mensch und Tier schädlich sein können. Tatsächlich haben einige von ihnen eine endokrinschädigende Wirkung. Mikroplastik soll übrigens bereits in menschlichen Exkrementen, Lungen und Blut gefunden worden sein. Seine Auswirkungen müssen noch gründlich untersucht werden. Daher müssen die Antworten auf die Problematik von Kunststoffen und Mikroplastik die Dimensionen Gesundheit und Umwelt einbeziehen. 

Außerdem werden die meisten Kunststoffe derzeit aus Materialien fossilen Ursprungs hergestellt und tragen somit zum Klimawandel bei. Damit waren sie 2019 für mehr als 3 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.  

 

Welche Maßnahmen setzen die europäischen Behörden um? 

Die Europäische Kunststoffstrategie zielt darauf ab, die Umwelt vor der Verschmutzung durch Kunststoffabfälle zu schützen und Kunststoffen eine Rolle in der Kreislaufwirtschaft zu geben.  

Konkret wird angestrebt, dass bis 2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt wiederverwendbar oder recycelbar sind und die Verwendung von Einwegkunststoffen reduziert wird. Darüber hinaus erwägt die Strategie die Bekämpfung von Meeresmüll, der im Meer produziert wird (z. B. ins Meer geworfenes Fanggerät), die Einschränkung der absichtlichen Beimischung von Mikroplastik zu Produkten, die Reduzierung der unbeabsichtigten Abfälle von Mikroplastik aus Produkten usw. 

Im Rahmen dieser Strategie hat Europa die folgenden Initiativen umgesetzt. 

Eine EU-Richtlinie zur Verringerung der Verwendung von Einwegkunststoffen

Die EU-Richtlinie gegen Einwegplastik setzt einen Teil der in der Strategie vorgesehenen Maßnahmen um, indem sie auf die Recyclingfähigkeit von Kunststoffverpackungen und die Verringerung der Verwendung von Einwegplastik abzielt. Die Richtlinie sieht auch Maßnahmen zur Ausweitung der Herstellerverantwortung und zur getrennten Sammlung von Kunststoffen für ein effizienteres Recycling vor.  

In Belgien verbietet ein königlicher Erlass, mehrere Einwegprodukte aus Kunststoff wie Teller, Besteck und Strohhalme.  

Flandern, Wallonien und die Region Brüssel-Hauptstadt sind ebenfalls von der Umsetzung der Richtlinie betroffen. 

Reduzierung der absichtlichen Verwendung von Mikroplastik

Auch die absichtliche Verwendung von Mikroplastik in Produkten muss eingeschränkt werden. Zu diesem Zweck untersucht die Europäische Kommission, in welchen Produkten Mikroplastik zugesetzt wird und welche Möglichkeiten es gibt, diese Verwendung einzuschränken. Auf Anfrage der Europäischen Kommission hat die ECHA (European Chemicals Agency 2019 eine breite Palette von Anwendungen für absichtlich hinzugefügtes Mikroplastik identifiziert: auf Kunstrasenplätzen, in Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln, Kosmetika, Haushalts- und Industriereinigern, Reinigungsmitteln und Farben. Nach einer öffentlichen Konsultation und der Einholung von Stellungnahmen der wissenschaftlichen Ausschüsse der ECHA werden die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten gemeinsam entscheiden, welche Formen von Mikroplastik in bestimmten Produkten verboten werden sollen. 

Reduzierung der unbeabsichtigten Freisetzung von Mikroplastik 

Die Europäische Kommission sucht auch nach Lösungen, um die Emissionen von Mikroplastik zu reduzieren, die durch unbeabsichtigten Verschleiß oder Verlust entstehen (z. B. Mikroplastik, das durch die Abnutzung von Autoreifen, das Waschen von Kleidung aus synthetischen Fasern oder die Verwitterung von im Freien befindlichen lackierten Oberflächen entsteht).
 
Der internationale Kampf gegen Meeresmüll

Verschiedene europäische Länder, die Anrainerstaaten des Nordostatlantiks haben die Modalitäten der internationalen Zusammenarbeit zum Schutz der Meeresumwelt in dieser Region festgelegt. Das Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks, das sogenannte OSPAR-Übereinkommen, hat zum Ziel, die Meeresverschmutzung durch menschliche Aktivitäten zu verhindern und zu beseitigen. Der regionale OSPAR-Aktionsplan (der im Rahmen dieses Übereinkommens verabschiedet wurde) enthält ebenfalls Maßnahmen gegen Meeresmüll. Die Aktionen unseres Landes sind dort besonders auffällig.   

Welche Maßnahmen setzen die belgischen Behörden um? 

Die 2022 verabschiedeten Maßnahmen betreffen hauptsächlich die Umsetzung der EU-Richtlinie über Einwegkunststoffe (SUP) in belgisches Recht.  

Einige Bestimmungen dieser Richtlinie fallen entweder in die Zuständigkeit der Föderalen Regierung oder in die Zuständigkeit der regionalen Institutionen, während andere gemischte Zuständigkeiten beinhalten.  

Die Föderale Regierung ist für die Produktpolitik zuständig. Der neue Königliche Erlass (link is external) < Link zu LOI - WET (fgov.be)> zielt darauf ab, das Inverkehrbringen verschiedener Einwegprodukte aus Kunststoff < Link zu https://www.health.belgium.be/fr/news/cotons-tiges-et-vaisselle-en-plastique-interdits-la-vente-des-le-24-janvier > wie Wattestäbchen und Plastikgeschirr zu verbieten und die Verwendung von wiederverwendbaren Produkten zu fördern. 

Die Regionalregierungen (Brüssel, Flandern, en Wallonien),regeln die Verwendung bestimmter Produkte, sobald sie auf dem Markt sind, z. B. die Verwendung von Einweg-Cateringmaterial bei Festivals. Die Regionen sind auch für die Politik in Bezug auf die erweiterte Herstellerverantwortung zuständig. 

Branchenvereinbarung über Kosmetika

In Erwartung gesetzgeberischer Maßnahmen auf EU-Ebene wurde 2018 eine Vereinbarung mit der Kosmetikbranche getroffen, um die absichtliche Verwendung von Mikroplastik auf freiwilliger Basis schrittweise zu beenden. Zunächst zielt das Abkommen auf Mikroperlen ab, die in Kosmetika zum Ausspülen und in Zahnpasta enthalten sind. 
 
Im Rahmen dieser Branchenvereinbarung hat der FÖD Volksgesundheit eine Marktstudie (NL) über das Vorhandensein bestimmter Polymere in Zahnpasten und Peeling-Produkten durchgeführt. Mehr als 700 Produkte wurden auf Polymere wie Polyethylen (PE), Polyethylenphthalat (PET) oder Polypropylen (PP) untersucht, die potenziell als Mikroperlen angesehen werden können. Nur 11 von 700 untersuchten Produkten waren mit Hinweisen auf die Verwendung dieser Polymere versehen. Dies bestätigt die Annahme, dass diese Mikroperlen schnell vom Markt genommen werden können. 

Tool zur Reduzierung von Mikroplastikemissionen

Unser FÖD ermutigt auch andere Branchen, bei der Verwendung von Mikroplastik vorsichtig zu sein. So hat der FÖD Volksgesundheit eine Methodik für einen Selbsttest entwickelt, mit dem Unternehmen dabei unterstützt werden können, die Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt zu vermeiden. Diese Methodik wurde in einem Handbuch für Unternehmen umgesetzt. Dieses Handbuch richtet sich an Hersteller von Kunststoffgegenständen, die chemische und pharmazeutische Industrie sowie an Recycling- und Wartungsunternehmen, die diese Gegenstände unter anderem zum Sandstrahlen verwenden. 

Studie über Mikroplastik in Meersalzen 

Außerdem hat der FÖD Volksgesundheit eine Studie über das Vorkommen von Mikroplastik im Meersalz durchführen lassen. Dabei wurde festgestellt, dass vor allem handwerklich hergestelltes Meersalz kleine Plastikpartikel enthält. Dieses Meersalz, unter anderem Fleur de Sel, wird auf traditionelle Weise von Hand geerntet und anschließend ungewaschen weiterverarbeitet, sodass es mehr Mikroplastik enthalten kann als das Standardmeersalz in den Regalen unserer Geschäfte. 

Ein nationaler Aktionsplan gegen Meeresmüll

Unser Land hat auch einen nationalen Aktionsplan gegen Meeresmüll  ausgearbeitet, der sowohl Maßnahmen zur Vermeidung von Meeresmüll an der Quelle (vor allem aus der Fischerei und der Schifffahrt) als auch Maßnahmen zur Beseitigung der Meeresverschmutzung umfasst. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt: Meeresmüll

Belgien beteiligt sich auch an der CleanSeas-Kampagne der Vereinten Nationen (UNEP)

Was kann ich selbst tun? 


Nach dem Vorbild dieses Bildes können Sie sich ganz einfach neue Gewohnheiten aneignen, um Ihren Plastikverbrauch zu reduzieren. Zum Beispiel können Sie problemlos:

  • Plastikflaschen durch wiederverwendbare Trinkflaschen aus Edelstahl ersetzen. Für Ihre Gesundheit ist es ratsam, Leitungswasser zu filtern; 
  • Ihre Einkaufstaschen wiederverwenden oder Stofftaschen benutzen. 
  •  bevorzugt unverpackte Produkte oder lose Lebensmittel kaufen; 
  •  Verpackungen recyceln und haltbare Behälter wie Gläser verwenden, um Ihre Lebensmittel aufzubewahren; 
  • Zahnpasta, Peeling-Produkte, Kosmetika oder andere Pflegeprodukte ohne Mikroplastik kaufen. Waschmittel und Pflegeprodukte, die das europäische Ecolabel tragen, sind frei von Mikroplastik; 
  • Weitere Tipps finden Sie auf Das Meer beginnt mit Ihnen und in der Sendung  “Le Plastique, non merci”.