Die Qualität der Versorgung und die Sicherheit des Patienten sind erste Prioritäten für die Gesundheitspolitik, die Leistungserbringer und die Krankenhäuser in Belgien. Die Erhöhung der Sicherheit des Patienten durch die Einführung von innovativen Ideen und best practices ist deshalb eines unserer großen Ziele.
In dieser Rubrik finden Sie alle hilfreichen Informationen über Patientensicherheit in den belgischen Krankenhäusern.
• Ein mehrjährige Programm für Qualität und Sicherheit
Die Durchführung dauerhafter Veränderungen, um die Qualität der Versorgung und die Sicherheit des Patienten zu erhöhen, verlangt eine längerfristige Planung. 2007 präsentierte der FÖD Volksgesundheit einen ersten mehrjährige Programm für den Zeitraum 2007-2012.
Das heutige mehrjährige Programm läuft von 2013 und bis 2017. Dieser Plan ermutigt die Krankenhäuser, Verbesserungen in vier Bereichen durchzuführen: Arzneimittel mit ‘hohem Risiko’, sichere Medizin, Identitätsbewusstsein, freiheitsbeschränkende Maßnahmen und transmurale Versorgung*. Krankenhäuser, die sich in diesen Plan eintragen wollen, müssen bis 2017 einige konkrete Ziele verwirklichen. Als Gegenleistung erhalten sie eine finanzielle Unterstützung für deren Einführung und die Ausbildung.
• Die Ärztekollegien
1999 wurden die Ärztekollegien eingerichtet, um die Qualität ihrer jeweiligen Fachgebiete im Krankenhausbereich zu verbessern. Die Kollegien formulieren auch Empfehlungen bei der Verschreibung der Behandlungen. Es gibt 12 Kollegien:
- Kardiale Pathologie
- Geriatrie
- Spezialisierte Notaufnahmeversorgung
- Intensive Pflege
- Chronische Niereninsuffizienz
- Mutter und Säugling
- Medizinische Bildgestaltung und Nuklearmedizin
- Radiotherapie
- Reproduktive Medizin
- Onkologie
- Pädiatrie
- Menschlische Genetik
• Der sinnvolle Gebrauch von Antibiotika
Übermäßiger und zweckwidriger Gebrauch von Antibiotika macht Bakterien resistent. Das Immunsystem des Körpers ist dann nicht (mehr) in der Lage, auf eine wirksame Weise gegen bakterielle Infektionen oder Krankheiten Widerstand zu leisten. Die Belgische Kommission für die Koordination des Umgangs mit Antibiotika (BAPCOC) wurde 1999 gegründet, um gegen den zweckwidrigen Gebrauch von Antibiotika vorzugehen. Auf diese Weise wird jedes Jahr eine landesweite Antibiotikakampagne durchgeführt. Die BAPCOC veröffentlicht außerdem einen Antibiotikaführer für die Hausärzte (per E-Mail anzufordern).
• Händehygiene
Eine sorgfältige Händehygiene senkt die Anzahl der Krankenhausinfektionen. Deshalb organisiert der FÖD Volksgesundheit alle zwei Jahre die landesweite Kampagne “Sie sind in guten Händen“. Diese Kampagne läuft in allen Gesundheitseinrichtungen in Belgien.
• Stillen
Das Stillen hat einen wohltuenden Einfluss auf die Lebensqualität des Säuglings und seiner Mutter. Die Entscheidung für das Stillen und die Dauer der Stillzeit im Krankenhaus hängen von der Expertise der individuellen Leistungserbringer und der Qualität der Betreuung der Eltern, schwangeren Frauen und Mütter ab.
Seit 1995 unterstützt das Föderale Stillkomitee Krankenhäuser, die das Stillen in ihren Entbindungsabteilungen fördern. Jedes Krankenhaus in Belgien, dass die internationalen Kriterien der ”Baby Friendly Hospital Initiative” (BFHI) - eines internationalen Projekts von WGO und UNICEF – erfüllt, erhält das BFHI-Zeichen. Bisher haben 23 Krankenhäuser in Belgien dieses Zeichen erhalten.
• Eine Checkliste für den Operationsbereich
In den belgischen Krankenhäusern ereignen sich jedes Jahr durchschnittliche 1 bis 2 Vorfälle, bei denen ein körperfremder Gegenstand während des Eingriffs im Patienten zurückbleibt. Deshalb fördert der FÖD Volksgesundheit den Gebrauch einer Checkliste bei jedem chirurgischen Eingriff. Damit befolgt der FÖD Volksgesundheit die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WGO) für die Sicherheit im Operationsbereich: „Safe Surgery Saves Lives“.
„Ist dieser Patient auf dem Operationstisch wirklich der richtige Patient?“ oder „Haben Sie keine Nadel oder Kompresse hinterlassen?» gehören zu den Fragen auf dieser Checkliste.
• Medizinische Bildgestaltung
„Medizinische Bilder sind keine Familienfotos. Gehen Sie damit sparsam um.“ Unter diesem Slogan veranstaltete der FÖD Volksgesundheit im Jahr 2012 eine landesweite Kampagne, um Leistungserbringer und die Bevölkerung zu sensibilisieren, die medizinische Abbildungen umsichtig anzuwenden und eine unnötigen Anwendung der Strahlung zu vermeiden. Auf dieser Website sind Sie zu allen Ihren Fragen, Tipps und Empfehlungen über medizinische Bildgestaltung an der richtigen Adresse.
Für verschreibende Ärzte wurden außerdem die Belgischen Richtlinien für die Nutzung der medizinischen Bildgestaltung verfasst und veröffentlicht. Und für die radiologischen Dienstleistungen wird ein Qualitätssystem vorbereitet, dass auf den internationalen Empfehlungen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) beruht.
Die Koordinierung all dieser Initiativen obliegt der Belgian Medical Imaging Platform (BELMIP). In der BELMIP sind die folgenden Organisationen vertreten: der FÖD Volksgesundheit, das Landesamt für die Kranken- und Invaliditätsversicherung (LIKIV), dieFöderale Agentur für Nuklearkontrolle (FANC) und Delegierte der Branche.
• Pharmazeutischen Pflege
Der FÖD Volksgesundheit finanziert und begleitet seit 2007 Pilotprojekte für die Anwendung von klinischer Pharmazie in den belgischen Krankenhäusern. Die pharmazeutische Pflege ist einer der Pfeiler der Pflege, die man dem Patienten zukommen lässt, und spielt eine Rolle in verschiedenen Phasen seines Pflegeverlaufs. Ziel der pharmazeutischen Pflege ist es, anhand eines multidisziplinären Ansatzes, den Bedürfnissen des Patienten auf dem Gebiet seiner Arzneibehandlung gerecht zu werden, indem man Problemen, die sich auf die Anwendung von Arzneimitteln beziehen, vorbeugt, diese Probleme identifiziert und löst.
Ziel der pharmazeutischen Pflege ist es, positive Ergebnisse im Gesundheitswesen mittels einer verantwortungsvollen Arzneibehandlung zu erzielen. Die Pflegeerbringer gewährleisten, dass die Arzneibehandlung des Patienten angepasst ist, so sicher und wirksam wie möglich ist und auf die Präferenzen des Patienten abgestimmt ist.
• Hämovigilanz
Der Hämovigilanz-Begleitausschuss wurde im Oktober 2011 gegründet. Dieser Ausschuss arbeitete mit dem Ziel, die Hämovigilanz-Funktion in den belgischen Krankenhäusern zu unterstützen. Später wurde seine Aufgabe erweitert und befasste sich der Ausschuss mit einer verbesserten Verwendung von Blutkomponenten in Belgien. Der Ausschuss entwickelte sich zur nationalen Plattform der Transfusionspolitik.
2014 änderte sich der Name der nationalen Plattform der Transfusionspolitik in BeQuinT – Belgian Quality in Transfusion. Die Lenkungsgruppe hat einen neuen Namen gewählt und ein Logo entwerfen lassen, um den Bekanntheitsgrad dieser föderalen Plattform zu erhöhen.
Kontrolle und Beurteilung
Region Wallonien:
Wallonien hat keine spezielle Qualitätskontrolle entwickelt, obwohl es das Recht hat, zusätzliche Vorschriften, vor allem auf dem Gebiet der Qualität, aufzustellen. Seine Inspektionstätigkeit stützt sich deshalb bis heute allein auf die Bewertung von Indikatoren der Organisation (Beispiel: Personalvorschriften) und manchmal auf die Bewertung von Verfahrensindikatoren (Beispiel: die Inspekteure überprüfen, ob die vorschriftsmäßigen Eintragungen tatsächlich durchgeführt wurden).
Parallel zu den Inspektionen im Rahmen der Genehmigungsverfahren hat die Region allerdings ein Modell für eine thematische Inspektion entwickelt (Beispiel: Krankenhausapotheken, Notfallstationen) mit deren Hilfe sie in einem bestimmten Moment ein relativ genaues Bild von dem Zustand einer Abteilung erhält.
Im Übrigen verfügt Wallonien seit Kurzem über eine Plattform, auf der alle Akteure des Gesundheitssektors vertreten sind (Verwaltungen, Verbände, Versicherungen, Schulen für öffentliche Gesundheitsfürsorge) und die 5 Ziele verfolgt:
- Überlegungen zur Entwicklung der Normen;
- Erstellen von Indikatoren;
- Vorbereitung und Begleitung der Entwicklung von Akkreditierungsverfahren;
- Ausführung von Inspektion/Genehmigung und Akkreditierung;
- Austausch von Verfahrenspraktiken.
Gemeinsamen Gemeinschaftskommission (Brüssel):
Die GGK beaufsichtigt die Qualität in den Brüsseler Krankenhäusern, die unter ihre Zuständigkeit fallen, durch eine ständige Prüfung der Anerkennungsnormen an der Realität in den Krankenhäusern.