Bienen bilden sicherlich das Herz der Bienenzucht und der Honigproduktion, doch leisten sie darüber hinaus eine Vielzahl wesentlicher Dienste für die menschlichen Tätigkeiten. Sie spielen neben anderen bestäubenden Insekten und Tieren eine Schlüsselrolle in den Ökosystemen. Ohne die Bestäubung könnten wir nicht die Vielzahl anderer Dienste genießen, die die Natur bietet, wie die Versorgung mit bestimmten Nahrungsmitteln und Naturfasern (Landwirtschaft) oder auch die Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Schönheit unserer Landschaften. Schließlich sind Bienen auch Indikatoren für den Zustand unserer Umwelt.
Bienen und biologische Vielfalt
Blumen haben sich vor allem so verschiedenartig und bunt entwickelt, um die Bienen anzulocken. 80 Prozent der Blütenpflanzen sind mehr oder weniger von der Bestäubung durch Insekten abhängig, um sich zu reproduzieren. Die Hälfte der Bestäuber tropischer Pflanzen sind Bienen.
Pflanzen können ohne Bestäubung vermehrt werden. Ein neuer Baum kann zum Beispiel aus einem Ableger oder Steckling entstehen. Der neue Baum ist dann mit dem ursprünglichen Baum genetisch identisch. Das wäre kein Problem, würde die Umwelt sich nicht verändern, doch das ist nicht der Fall. Im Fall einer Störung, wie einer Krankheit, wären genetisch identische Bäume sehr verletzlich. Die genetische Diversität innerhalb der gleichen Art erhöht die Widerstandskraft der Art und verringert auf Ebene des Ökosystems die Risiken. Die Bestäubung ist die einzige Weise, um die Gene zu mischen und die genetische Diversität zu erhalten.
Es besteht damit eine komplexe gegenseitige Abhängigkeit zwischen den Bienen und der Mehrzahl der Pflanzen. Ohne Bienen wären die Diversität der Pflanzenarten und die Diversität innerhalb der gleichen Art nicht so hoch.
Bienen, Landwirtschaft und Nahrungsmittelsicherheit
Nach der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) werden von den 100 kultivierten Arten, die 90 % der weltweiten Nahrungsmittel liefern, 71 von Bienen bestäubt. In Europa werden 84 % aller angebauten Pflanzen (264) von Insekten bestäubt, vor allem von Bienen. In der Wallonie gilt dies für Kulturen wie Raps, bestimmte Gemüsekulturen (Erbsen und Bohnen), Obstkulturen (Apfel, Birne, Kirsche, Pflaume, Erdbeere, Johannisbeere, Himbeere, …) und den Gewächshausanbau (Tomaten, Zucchini, Auberginen, Paprika, …).
Die Honigbiene ist nicht mehr als zu 15 % für diese Bestäubung verantwortlich, der Rest ist vor allem das Ergebnis des Sammelns von Pollen und Nektar der Wildbienen, zu denen auch die Hummeln zählen.
Die Bestäubung beeinflusst dabei gleichzeitig die Menge und die Qualität der Pflanzenkulturen. Eine unzureichende Bestäubung bestimmter Kulturen drückt sich in geringeren Erträgen aus. Weltweit wird der Beitrag der Bienen zur Bestäubung der Kulturen auf 153 Milliarden Euro geschätzt (in Europa 14,2 Milliarden Euro), d.h. 9,5 % des Handelswertes der landwirtschaftlichen Produktion oder 35% der weltweiten Lebensmittelproduktion in Tonnen.
Honig und andere Produkte aus der Bienenzucht
Honig wird von den Bienen aus dem Nektar erzeugt, den sie bei den Blumen sammeln. Bei uns erzeugt allein die Honigbiene geeignete Mengen, die vom Menschen ausgebeutet werden können, da der Honig als Nahrungsmittelreserve des Bienenstocks im Winter dient.
In Europa sind in der Imkereiwirtschaft 600.000 Imker tätig, die jährlich zirka 200.000 Tonnen Honig erzeugen. Der Honig ist dabei nur eins der zahlreichen Produkte, die dabei anfallen. Weitere sind Bienenwachs, Pollen, Propolis, Gelée Royale und Bienengift. Einige dieser Produkte werden auch zu medizinischen Zwecken eingesetzt (Apitherapie).
Wächterbienen
Bestimmte Bienenarten können auch als Indikatoren für den Zustand unserer Umwelt und die Auswirkungen unserer Handlungen und Produkte auf die Ökosysteme dienen. Auf welche Weise? Durch die Untersuchung der Honigbienenkolonien, die Analyse des gesammelten Pollens, des Honigs, des Nektars, des Wachses und der tot aufgefundenen Bienen.