Interministeriële Conferentie Leefmilieu (ICL)Eine sich unvermindert zuspitzende Problematik * Die WHO Europa: die treibende Kraft * Die Europäische Union verpflichtet sich in ihren Aktionsprogrammen * Die Rolle Belgiens * Die Einbeziehung der Gesellschaft * Schlussfolgerungen

 

Eine sich unvermindert zuspitzende Problematik

 

  • Neue gravierende Faktoren  

    Warum sind wir gesund oder krank? Mehrere Faktoren spielen eine entscheidende Rolle, unter anderem die Qualität unserer Umwelt. Seit jeher wird die Verbindung zwischen Umwelt und Gesundheit hervorgehoben. Doch vor kurzem hat diese Frage eine besorgniserregende Wendung genommen. In unseren Gesellschaften haben zwei große Elemente eine schädliche Auswirkung auf die Gesundheit: die Verbreitung der Chemische Stoffe, denen der Mensch ausgesetzt ist, und der steigende Anteil des Kraftfahrzeugverkehrs an der Gesamtverschmutzung. Verschiedene wissenschaftliche Umfragen haben zum Beispiel ergeben, dass in der Europäischen Union jährlich mehr Menschen durch die Luftverschmutzung sterben als bei Verkehrsunfällen.

  • Der Rückstand in der Forschung und in der Politik

    Laut den Zahlen der europäischen Kommission sind etwa 20 % der Krankheiten, die in den Industrieländern auftreten, auf Umweltfaktoren zurückzuführen. Diese Auswirkung der Umwelt auf die Gesundheit wird nicht bestritten. Es ist jedoch schwierig, sie zu messen und genau zu quantifizieren. Einerseits zeigen sich die Auswirkungen auf die Gesundheit oft erst nach einer gewissen Zeit, andererseits bestehen Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Schadstoffen. Dies ist der so genannte «Cocktail-Effekt». Die wissenschaftliche Forschung hat sich bisher vor allem damit beschäftigt, die Wirkungen der einzelnen Schadstoffe zu untersuchen. Dies erklärt zum Teil die späten Reaktionen der öffentlichen Behörden.

 

Die WHO Europa: die treibende Kraft

 

  • Der erste Alarm

    Auf politischer Ebene hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Europa als erste Alarm geschlagen und die Notwendigkeit betont, sich mit der Thematik der Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit zu befassen.
    Die WHO Europa umfasst 52 Länder des großen Europas: von Portugal über Russland bis zur Türkei, dem Kaukasus und Finland. Belgien gehört selbstverständlich dazu.
    Alle fünf Jahre organisiert die WHO Europa eine internationale Konferenz, bei der die Minister für Umwelt und Gesundheit der Mitgliedstaaten dieser Organisation zusammenkommen. Diese Konferenzen haben eine Schlüsselrolle in der Bewusstwerdung der Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit gespielt. Außerdem haben sie zum Ergreifen der ersten Maßnahmen in diesem Bereich geführt.  

  • Die vier Konferenzen

    Die erste Konferenz in Frankfurt im Jahr 1989 hat den Anstoß gegeben. Sie rückte die Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit in den Vordergrund und erkannte das Recht jedes Bürgers auf "eine Umwelt, die ein höchstmögliches Maß an Gesundheit und Wohlbefinden ermöglicht" an.
    Die zweite Konferenz in Helsinki im Jahr 1994 hat die Mobilisierung aller Regierungen eingeleitet. Die Staaten wurden aufgefordert, nationale Aktionspläne für Umwelt und Gesundheit zu erstellen (National Environment and Health Action Plan). Der belgische NEHAP wurde am 3. April 2003 von den Ministern für Umwelt und Gesundheit aller Zuständigkeitsebenen unterzeichnet. Die Verwaltungen der beiden Bereiche wurden von da an zu einer engeren Zusammenarbeit aufgefordert.  Diese werden durch die europäische Charte gestützt http://whqlibdoc.who.int/euro/-1993/ICP-RUD_113.pdf.

    Die dritte Konferenz in London im Jahr 1999 drehte sich um zwei konkretere Themen: Wasser und Transportwesen. Dies hat zu der Einführung eines Protokolls über Wasser und Gesundheit geführt, das im Juni 2004 von Belgien ratifiziert wurde, sowie zu einer Charte für Transport – Umwelt und Gesundheit.

    Die vierte Konferenz in Budapest im Juni 2004 stellte schließlich die Gesundheit der Kinder in den Mittelpunkt. Belgien hat sich dort insbesondere verpflichtet, einen Aktionsplan "Kinder, Umwelt und Gesundheit" zu entwickeln. In der ministeriellen Erklärung werden aber auch andere wichtige Elemente erwähnt:

  • die Weiterverfolgung der vorherigen Konferenzen,
  • die neuen Sorgen, wie das Auftreten und die Folgen der extremen Wetterereignisse;
  • die Notwendigkeit, über zuverlässige Daten zu verfügen und, falls erforderlich, das Vorsorgeprinzip ohne die Ausarbeitung einer Politik Umwelt -Gesundheit anzuwenden;
  • die Fortsetzung des Prozesses und die Bedeutung einer engeren Zusammenarbeit zwischen der WHO und den anderen internationalen Instanzen, u.a. der Europäischen Union.

 

Die Europäische Union verpflichtet sich in ihren Aktionsprogrammen 

 

Das 6. Umweltaktionsprogramm der Europäischen Gemeinschaft (6. UAP) (2002-2012) 

Seit 1992 sind der Schutz der Umwelt und der Gesundheit Teil des Vertrags von Maastricht (artikel 175 EG Vertratgs).

Zahlreiche Richtlinien und Regelungen, insbesondere in Bezug auf die Abfallwirtschaft, die Qualität der Außenluft und des Wassers tragen zu einer Verbesserung der Gesundheit unserer Bevölkerungen bei. Die Umsetzung dieser "gemeinschaftlichen Errungenschaft" durch die neuen Mitgliedstaaten wird die positiven Aspekte verstärken. 

Dennoch gibt es eine Reihe problematischer Parameter, wie aus den Berichten der Europäischen UmweltagenturBerichten der Europäischen Umweltagentur hervorgeht.

Die Umwelt, die Gesundheit und die Lebensqualität stellen also einen der prioritären Handlungsbereiche im Rahmen des APE Programms 2002-2012 dar. Die Qualität des Wassers und der Luft, aber auch chemische Produkte, Pestizide, Lärm und städtische Umwelt sind maßgebliche Elemente. In diesem Sinne stellen die Festlegung der thematischen Strategien in Bezug auf Wasserqualität und Pestizide sowie der Verordnungsvorschlag REACH grundlegende Werkzeuge für eine proaktive Umwelt- und Gesundheitspolitik dar.

Das europäische Aktionsprogramm im Bereich der öffentlichen Gesundheit (2003–2008) 

In unmittelbarer Folge auf das Aktionsprogramm der Europäischen Gemeinschaft für Krankheiten, die durch die Umweltverschmutzung bedingt sind (1999-2001), weist das Programm 2003-2008 auf die Bedeutung der Umwelt als Bestimmungsfaktor für die Gesundheit hin. Es geht um:

  • die Verbesserung der Information und der Kenntnisse, um die öffentliche Gesundheit und die Gesundheitssysteme zu fördern,
  • die Stärkung der schnellen und koordinierten Reaktionsfähigkeit angesichtsgrenzüberschreitender Bedrohungen wie der HIV-Virus, die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit und die Gesundheitsschädigungen durch Umweltverschmutzung,
  • die Beeinflussung der Bestimmungsfaktoren für die Gesundheit und zwar vorrangig der Faktoren, die in Zusammenhang mit der Lebensweise, der sozioökonomischen Lage und der Umwelt (Tabakkonsum, Alkohol, Drogensucht, Ernährung, Stress) stehen.
  • Die Rahmenprogramme der Forschung

 

Eine der wichtigsten Aktionen des 5. Rahmenprogramms (1998-2002) hatte die Verringerung der Auswirkungen auf die Gesundheit von Faktoren wie Luftverschmutzung, Schwermetalle, giftige Stoffe, elektromagnetische Strahlung und Lärmbelästigung, insbesondere am Arbeitsplatz, zum Ziel.  

Das 6. Rahmenprogramm (2002-2006) sieht die Schaffung eines "Europäischen Forschungsraums" vor, insbesondere durch den Aufbau von Forschungsnetzen und die Ausarbeitung integrierter Projekte zu den unterschiedlichsten Themen.

 

Die Strategie Umwelt - Gesundheit 

 

  • Im Rahmen dieser Programme und der Arbeiten der WHO hat die Europäische Kommission im Juni 2003 eine "europäische Strategie für Umwelt und Gesundheit" angenommen.

    Das globale Ziel dieser Strategie ist die Vorbeugung von durch Umweltfaktoren hervorgerufenen Krankheiten. Die Strategie stützt sich auf die grundlegenden Säulen, die im Englischen das Akronym SCALE bilden:

    • Sie beruht auf der Wissenschaft (Science), um unsere Kenntnisse über die oft sehr komplexen Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit zu erweitern.
    • Sie konzentriert sich auf Kinder (Children), da diese besonders anfällig für Umweltrisiken sind.
    • Sie fordert Information und Sensibilisierung über Gesundheitsprobleme in Zusammenhang mit der Umwelt und den Möglichkeiten zur Lösung dieser Probleme (Awareness).
    • Sie veranlasst die Überarbeitung der Gemeinschaftsvorschriften, so dass die Situation und die besonderen Bedürfnisse der Kinder berücksichtigt werden (Legislation).
    • Sie sieht eine kontinuierliche Bewertung und Abwägung vor (Evaluation).  

      Leitfaden dieser Strategie ist die "Integration". Es geht in der Tat darum:

      • alle Informationen über die Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit zu integrieren;
      • die Frage der Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit in alle gemeinschaftlichen Bereiche der Politik zu integrieren (zum Beispiel Transportwesen);
      • sämtliche maßgeblichen Teile zu integrieren, indem die Mitarbeit aller betroffenen Parteien angemahnt wird.

    Zu diesem Zweck entwickeln die Mitglieder der Kommission, die für Umwelt, Volksgesundheit und Forschung zuständig sind, zyklische Aktionspläne.

    Der erste Plan bezieht sich auf den Zeitraum 2004-2010 und betrifft die Pathologien der Kinder:

  • Atemwegserkrankungen bei Kindern, Asthma, Allergien
  • Entwicklungsstörungen des Nervensystems
  • Krebserkrankungen bei Kindern
  • Störungen des Hormonsystems

    Verschiedene Umweltfaktoren können Ursache dieser Pathologien sein oder zu einer Verschlimmerung dieser Krankheiten beitragen. In diesem Zusammenhang hat man sich insbesondere mit Schwermetallen, Dioxinen, PCB und hormonaktiven Stoffen befasst. 

    Belgische Sachverständige aus verschiedenen Bereichen haben an den Arbeitsgruppen teilgenommen, die sich mit einer Reihe von Fragen beschäftigt und der Kommission angemessene Maßnahmen vorgeschlagen haben. 

    Auf Grundlage dieser Arbeiten hat die Kommission bei der Budapester Konferenz den Aktionsplan (vol1) - (vol2) Umwelt und Gesundheit 2004-2010 vorgestellt, dessen Maßnahmen auf drei Säulen ruhen

  • Erweiterung des Wissens, wie die Umweltexposition negative Einflüsse auf die Gesundheit haben kann. Die Maßnahmen umfassen die Überwachung der Parameter in Bezug auf die Gesundheit, die Umwelt sowie auf unterschiedliche Expositionswege;

  • Förderung der Forschungsaktivitäten, vor allem in Bezug auf die vier prioritären Krankheiten, aber auch im Hinblick auf auftretende Fragen wie die Auswirkungen des Klimawechsels auf die Gesundheit ;

  • Überprüfung und Anpassung der Politik zur Verringerung der Risiken mit Verbesserung der Kommunikation.

 

Die Rolle Belgiens

 

  • Die Aufteilung der Zuständigkeiten in Belgien

    In Belgien fällt die Umwelt im Wesentlichen in die Zuständigkeit der Regionen. Dem Föderalstaat bleiben aber wichtige Vorrechte erhalten folgens des speziall Gesetzes zur Reform der Institutionen vom 8 August 1980. 

    Die Föderale Nuklearkontrollbehörde hat die Aufgabe, die Bevölkerung vor ionisierender Strahlung zu schützen. 

    Der FÖD Beschäftigung und Arbeit verwaltet die internen Überwachungsmaßnahmen in Bezug auf den Schutz der Arbeiter. Weitere Informationen: http://www.meta.fgov.be/pa/dea_index.htm.

    Die Generaldirektion Umwelt konzentriert ihre Tätigkeiten auf:

    • die integrierte Produktpolitik,
    • die Verringerung der Treibhausgasemissionen unter Beachtung der im Rahmen des Protokolls von Kyoto eingegangenen Verpflichtungen,
    • die Politik für das Inverkehrbringen chemischer Stoffe und die Vorbeugung der Gefahren, die von nichtionisierender Strahlung (Handy) und Lärm ausgehen,
    • die Kontrolle des Inverkehrbringens, der Zulassung und der Verwendung dieser Stoffe,
    • die Registrierung und die Kontrolle des Transits von Abfällen,
    • die Koordinierung und Implementation der internationalen Umweltpolitik, zB Biodiversität
    • den Schutz der Nordsee.

    Das Sondergesetz vom 8. August 1980 teilt die Zuständigkeiten im Bereich Umwelt zwischen den Gemeinschaften und dem Föderalstaat auf.

    Insgesamt sind die Gemeinschaften für die Förderung der Gesundheit, die Inspektionsdienste und die Früherkennung von Infektionskrankheiten und Krebs, die Sammlung der Gesundheitsdaten und die Präventionspolitik, insbesondere Impfungen, zuständig.

    Der Föderalstaat deckt die anderen Aspekte der Gesundheitspolitik ab, zu denen unter anderem die Kranken- und Invaliditätsversicherung, die Grundregeln der Krankenhausfinanzierung und die nationalen prophylaktischen Maßnahmen zählen.

    In der Praxis sieht das Ganze viel komplexer aus. Die nachstehende Aufzählung soll dies veranschaulichen.

  • Flandern hat sich für die Verschmelzung von Gemeinschaft und Region entschieden.
  • Die französische Gemeinschaft hat einen Teil ihrer Zuständigkeiten auf Institutionen der Wallonischen Region und der Region Brüssel-Hauptstadt übertragen.
  • Die Deutschsprachige Gemeinschaft übt alle Zuständigkeiten aus, die ihr durch das Sondergesetz übertragen wurden aber die Wallonische Region bleibt für Umwelt zuständig.
  • Die Region Brüssel-Hauptstadt arbeitet auf ihrem Gebiet mit ihren Gemeinschaftskommissionen und, für verschiedene Aspekte, mit der Flämischen und der Französischen Gemeinschaft zusammen.
  • Einige der oben genannten Aufgaben wurden anderen Organen wie den Provinzen, dem Institut für Volksgesundheit usw. übertragen.

Die Herausforderungen

Angesichts dieser institutionellen Realität muss Belgien vier großen Herausforderungen begegnen, um erfolgreich zu handeln

  1. Einbindung der Maßnahmen in einem kohärenten Plan

    Die Maßnahmen können nur dann wirksam sein, wenn sie abgestimmt und in einem kohärenten Plan eingebunden werden, was für alle Zuständigkeitsebenen gilt.

    Mit der Einrichtung der Gemischte Interministerielle Konferenz Umwelt und Gesundheit (GIKUG) wurde ein erster Schritt getan wurde ein erster Schritt getan. Diese Konferenz vereint die zuständigen Minister der drei Befugnisebenen: föderal, regional und gemeinschaftlich. Am 10. Dezember 2003 hat die GIKUG außerdem einem Zusammenarbeitsabkommen für die koordinierte Verwaltung der Politik für Umwelt-Gesundheit zugestimmt.

  2. Internationale Verfolgung einer einheitlichen Position 

    Belgien muss bei internationalen und europäischen Gremien mit einer einzigen Stimme auftreten. Diese Vertretung kommt der Föderalbehörde zu. Im Rahmen dieses Zusammenarbeitsabkommens vom 10. Dezember 2003 wurde also eine nationale Zelle Umwelt-Gesundheit gegründet, in der die zuständigen Verwaltungen vertreten sind und deren Aufgabe es ist, die belgischen Stellungnahmen und die Projekte, die die GIKUG unterbreiten wird, vorzubereiten.

  3. Förderung der Zusammenarbeit der Akteure aus den Bereichen Umwelt und Gesundheid 

    Die Bereiche Umwelt und Gesundheit neigen dazu, getrennt und unabhängig voneinander zu arbeiten. Obwohl sich die beiden Bereiche ergänzen, sprechen sie verschiedene Sprachen und gehen teilweise sehr unterschiedlich vor. Das Ziel ist es also, die Zusammenarbeit zu fördern und eine tatsächliche Synergie zwischen ihnen zu schaffen. 

  4. Aufbau von Verbindungen zu anderen Sektoren (Transport, Energie, Wirtschaft usw.) und nachhaltiges Handeln

    Das Beispiel der Luftverschmutzung ist einleuchtend. Auf der Ebene Umwelt - Gesundheit können nur dann wirksame Vorkehrungen getroffen werden, wenn die Transport- und die Energiepolitik einbezogen werden. Die Bewertung der Vor- und Nachteile der ergriffenen oder unterlassenen Maßnahmen muss unter Berücksichtigung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Aspekte vorgenommen werden.

Der nationale Aktionsplan Umwelt und Gesundheit (NEHAP)

Angesichts dieser Herausforderungen ist der NEHAP mehr als nur eine Antwort Belgiens auf die Verpflichtung, die 1994 eingegangen wurde. Er enthält die wissenschaftlichen Informationen, die gegenwärtig zur Problematik Umwelt-Gesundheit verfügbar sind und listet die Maßnahmen auf, die auf der Ebene der Gemeinschaften, der Regionen und des Föderalstaates ergriffen wurden.

Er spiegelt den Sachstand bei Umwelt-Gesundheit in unserem Land wider, empfiehlt Handlungsprioritäten und gibt den allgemeinen Rahmen für die Arbeit aller Akteure vor.

Der Leitfaden: sieben konkrete Empfehlungen

Der NEHAP formuliert sieben Empfehlungen, die als Leitfaden für die Initiativen der Behörden dienen: 

  1. Aufbau einer praktischen Zusammenarbeit zwischen den bestehenden Strukturen der Bereiche Umwelt und Gesundheit.
    Die Verabschiedung des NEHAP, die Unterzeichnung der Zusammenarbeitsabkommens und der Aufbau von Strukturen zur Zusammenarbeit auf den verschiedenen Zuständigkeitsebenen sind die ersten Schritte in diese Richtung.
  2. Entwicklung und Verwaltung von Datenbanken für alle Aspekte von Umwelt-Gesundheit.
    Die Daten bilden die Grundlage für die Politik und hängen von den drei Zuständigkeitsebenen ab, die am Zusammenarbeitsabkommen beteiligt sind.
  3. Festlegung der Prioritäten für die Forschung bezüglich der Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit.
    Von grundlegender Bedeutung ist die Einbindung der Forschung in einen internationalen und europäischen Rahmen durch die Schaffung der erforderlichen Synergien.
  4. Entwicklung einer Präventionspolitik für die Verbindungen zwischen Umwelt und Gesundheit.
    Die Prävention ist eines der wesentlichen Werkzeuge im Bereich Umwelt-Gesundheit.
  5. Austausch über die Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit.
    Es ist vor allem wichtig, die Reaktionen der Bevölkerung an die jeweils zuständige Entscheidungsebene weiterzuleiten.
  6. Förderung der Einführung von Kursen und Schulungen zu den Zusammenhängen zwischen Umwelt und Gesundheit.
    Eine der Herausforderungen besteht darin, den Aspekt Umwelt in die Ausbildung des Personals, das im Gesundheitswesen tätig ist, zu integrieren.
  7. Erziehung und Sensibilisierung für die Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit.
    Ziel ist es, die Bürger, und ganz besonders die Jugendlichen, zu einer Änderung ihrer Lebensgewohnheiten zu veranlassen (zum Beispiel in Bezug auf die Wahl der Transportmittel, des privaten Lebensraums).

Die Partner des NEHAP handeln somit auf zwei Ebenen:

  • Sie beschließen und finanzieren zusammen gemeinsame Projekte, die die nationale Zelle vorschlägt und die im Rahmen des Zusammenarbeitsabkommens durchgeführt werden (z.B. eine Studie zu den Indikatoren Umwelt-Gesundheit). Die GD Umwelt spielt auf dieser Ebene eine zentrale Rolle. Sie gewährleistet die nationale Vertretung und bildet das Sekretariat dieser Zelle.
  • Sie informieren sich gegenseitig über die Projekte, die sie im Rahmen ihrer alleinigen. Zuständigkeiten durchführen.

So stellt Flandern eine Politik für Umwelt-Gesundheit auf, die die Debatten, die im flämischen Parlament Anfang 2001 stattgefunden haben, widerspiegelt.

Die Wallonie hat eine Plattform Umwelt-Gesundheit geschaffen, die damit beauftragt ist, einen regionalen Aktionsplan Umwelt und Gesundheit vorzuschlagen.

Seit 1999 verfügt die Region Brüssel-Hauptstadt über eine Schnittstelle Umwelt-Gesundheit, die ebenfalls das Verfassen eines solchen regionalen Plans vorsieht.

In ihrem Fünfjahresprogramm (2004-2008) hat die flämische Gemeinschaft die Förderung der gesundheitsfreundlichen Umwelt zu einer ihrer Prioritäten gemacht.

Die Föderalbehörde ist nicht untätig geblieben, sie hat Umweltakzente in die "Gesundheits“-Aktionen des Föderalen Plans für Nachhaltige Entwicklung (2004-2008) eingeführt.

Kurz, es ist eine fortschreitende Entwicklung zu beobachten. Und dies ist lediglich ein erster Überblick über die möglichen Maßnahmen in Belgien. Aus diesem Grund lohnt sich der Umweg über die NEHAP, die unsere Nachbarn entwickelt haben.

 

Die Einbeziehung der Gesellschaft 

 

Die Problematik von Umwelt und Gesundheit ist ein sehr neues Phänomen, auch für die öffentliche Gesellschaft. In Belgien ist jedoch zu beobachten, dass Strukturen entstehen. Patientenvereinigungen, Bürgergruppen und andere Verbände werden allmählich zu Informationsmittlern oder Schnittstellen zwischen den öffentlichen Behörden, den Sachverständigen und den Bürgern. Gewerkschaften informieren sich und leiten die Informationen an die Arbeitnehmer weiter. Auch die Unternehmensverbände melden sich zu Wort.  

Je nach Problematik schließen sich die NRO ihrerseits den internationalen Netzwerken an. Damit bringen sie sich aktiv in die aktuellen Debatten innerhalb der WHO, der Europäischen Union und Belgiens ein.

So haben sich zum Beispiel zahlreiche belgische NRO an der Vorbereitung des Aktionsplans Umwelt und Gesundheit 2004-2010 der Europäischen Kommission beteiligt.

Verschiedene Vertreter der öffentlichen Gesellschaft, die ebenfalls den Gewerkschaften und Unternehmen angehören, haben als Mitglieder der ministeriellen Delegation Belgiens an der Budapester Konferenz teilgenommen.

Andererseits hat der Paris-Aufruf, der im Mai 2004 durch Wissenschaftler und Mediziner erfolgte, seinen ursprünglichen Rahmen gesprengt. Mittlerweile hat sich die Öffentlichkeit diesem Aufruf angeschlossen und prangert die chemischen Gefahren für die Gesundheit des Menschen an.

Die Gewerkschaften, die Unternehmensverbände und die NRO haben sich ebenfalls an den Beratungen zum NEHAP beteiligt, durch Stellungnahmen oder Teilnahme an verschiedenen Beiräten, zum Beispiel am Föderalen Rat für Nachhaltige Entwicklung.

Im Dezember 2003 haben die Partner des NEHAP einen ersten „belgischen Umwelt-Gesundheit-Tag“ organisiert, der die belgischen Hauptakteure dieser Problematik zusammenbrachte. In nächster Zukunft werden weitere Schritte folgen, um einen Dialog und Austausch mit den Bürgern aufzubauen.

 

Schlussfolgerungen

 

In den meisten Zuständigkeitsbereichen werden mittlerweile die Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit diskutiert, trotz der wissenschaftlichen Unsicherheit, die weiterhin in einigen Bereichen herrscht.

Von der nationalen bis zur lokalen Ebene sollte jedoch derselbe Leitfaden gelten. Selbst dort, wo die gesetzliche Verpflichtung nicht gilt, sollten diese Zusammenhänge zu Vorbeugungs- oder Gegenmaßnahmen führen.  

Belgien ist nicht untätig geblieben. Trotz eines komplexen institutionellen Kontexts mit einigen Schwierigkeiten konnte ein System zur gegenseitigen Verständigung und Abstimmung zwischen allen Befugnisebenen im Hinblick auf die Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit entwickelt werden. Erste konkrete Maßnahmen sind bereits erfolgt. Dabei handelt es sich lediglich um einen ersten Leitfaden, der der belgischen Bevölkerung langfristig ein hohes Maß an Wohlstand bieten soll.

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