Winterplan Atemwegsinfektionen

Die Empfehlungen im Detail: 

 
  1. Handhygiene
    Handhygiene ist die wirksamste Maßnahme, um die Ansteckung und Verbreitung von Infektionen zu verhindern. Es wird empfohlen, die Hände gründlich mit Wasser und Seife zu waschen und dabei eine Minute lang die Ober- und Unterseite der Hände sowie die Fingerzwischenräume einzureiben, dann alle Seifenreste gründlich abzuspülen und anschließend die Hände mit einem persönlichen Handtuch oder einem Einweghandtuch gründlich trocken zu tupfen.

    Sie sollten dies jedes Mal tun, wenn Ihre Hände sichtbar verschmutzt sind, nach dem Toilettengang, nach dem Kontakt mit Abfällen, nach dem Husten, Niesen oder Schnäuzen, vor der Zubereitung einer Mahlzeit und vor der Mahlzeit selbst, wenn Sie von draußen nach Hause kommen oder nach dem Berühren von Oberflächen, die von vielen Menschen berührt werden (z. B. Türklinken, Schalter in öffentlichen Einrichtungen, Einkaufswagen, Haltestangen in öffentlichen Verkehrsmitteln usw.), nach dem Kontakt mit Tieren und nach der Versorgung einer kranken Person.

    Bei der Verwendung von Handalkohol, z. B. bei Kontakt in der Pflege, reiben Sie ihn am besten 40 Sekunden lang über die gesamte Haut der Hände oder bis sie sich trocken anfühlen.

  2. Belüftung
    Belüftung ist sehr wirksam, um die Übertragung von Atemwegsinfektionen zwischen Menschen in allen Innenräumen zu verringern. Zu Hause, am Arbeitsplatz, in Klassenzimmern, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Geschäften, in der Gastronomie und bei öffentlichen Veranstaltungen in geschlossenen Räumen können Sie eine Reihe von Maßnahmen ergreifen:

    Fenster und Türen öffnen: Sorgen Sie für eine ständige Frischluftzufuhr, indem Sie Fenster und Türen regelmäßig öffnen, vorzugsweise auf gegenüberliegenden Seiten des Raums (Durchlüften), um einen guten Luftstrom zu erzeugen.

    Regelmäßig lüften: Lüften Sie den Raum mehrmals täglich, vor allem in stark frequentierten Räumen wie Wohnzimmern, Büros und Klassenzimmern. Idealerweise lüften Sie jede Stunde mindestens einige Minuten lang.

    Überwachung der Luftqualität: Verwenden Sie gegebenenfalls ein CO2-Messgerät, um die Luftqualität zu messen. Hohe CO2-Werte können auf eine unzureichende Belüftung hinweisen, die das Risiko von Infektionen erhöhen kann. Beachten Sie die Richtlinien für die korrekte Anwendung und Interpretation [38]. Die Empfehlungen in Belgien hängen vom Sektor und vom Kontext ab (z. B. Wohnungen, Schulen, Büros, Industrie, Klassenzimmer). Im Allgemeinen wird eine CO₂-Konzentration von bis zu 900 ppm (parts per million) für die Innenraumluftqualität in Wohnräumen und Büros empfohlen. Bei Werten zwischen 900 und 1200 ppm kann die Luftqualität noch als akzeptabel angesehen werden, doch wird das Lüften dringend empfohlen. Steigt die Konzentration über 1200 ppm, wird das Lüften erforderlich. Weitere Informationen unter https://www.health.belgium.be/nl/aanbevelingen-voor-co2-sensoren.

    Mechanische Belüftungssysteme richtig nutzen: Wenn Sie über ein mechanisches Belüftungssystem verfügen, z. B. ein Absaugsystem oder eine kontrollierte Raumlüftung, stellen Sie sicher, dass es ordnungsgemäß funktioniert, regelmäßig gewartet und eingestellt wird, und schalten Sie es auf eine höhere Stufe, wenn sich mehrere Personen im Raum befinden.

    Luftreinigung: In Räumen, in denen eine natürliche Belüftung schwierig ist, oder zur Ergänzung eines effizienten Belüftungssystems können Sie Luftreiniger mit HEPA-Filtern einsetzen, um die Luftqualität zu verbessern, indem Partikel und Krankheitserreger aus der Luft entfernt werden. Weitere Informationen finden Sie auf https://www.health.belgium.be/nl/gezondheid/zorg-voor-jezelf/kwaliteit-van-de-binnenlucht/luchtzuiveringssystemen.

    Vermeiden Sie die Umwälzung von Luft: Vermeiden Sie Lüftungssysteme, die die Luft ungefiltert umwälzen, da diese Systeme Keime verbreiten können. Ausführliche Informationen finden Sie auf https://www.health.belgium.be/nl/gezonde-binnenlucht.

  3. Akute Krankheit/akute Atemwegsinfektion (ARI)
    ARI (Acute Respiratory Infection) bezeichnet die akute Phase einer Atemwegsinfektion: „akut krank sein“. Die Dauer dieser Phase ist individuell unterschiedlich und hängt von den verursachenden Atemwegserregern, dem Zustand des Patienten und der Schwere der Infektion ab. Anzeichen einer akuten Atemwegsinfektion sind (nicht erschöpfende Liste):
    - Allgemeines Unwohlsein
    - Fieber (normalerweise bei Grippe und schweren Infektionen, häufiger bei Kindern)
    - Schüttelfrost
    - Halsschmerzen
    - Verstopfte oder laufende Nase
    - Husten (trocken oder produktiv/mit Schleim)
    - Kurzatmigkeit oder Atembeschwerden
    - Müdigkeit
    - Muskelschmerzen und/oder Gelenkschmerzen
    - (nächtliches) Schwitzen
    - Kopfschmerzen
    - Heiserkeit
    - Appetitlosigkeit
    - Geschmacksverlust und Geruchsverlust (kann bei einigen Viren wie COVID-19 auftreten)
    - Bindehautentzündung (Rötung oder Reizung der Augen)
    - Schmerzen in der Brust (insbesondere bei starkem Husten)
    - Schwellung der Lymphknoten am Hals
    - Ohrenschmerzen (insbesondere bei Kindern, aufgrund sekundärer Ohrinfektionen)
    - Übelkeit oder Erbrechen (manchmal bei Grippe, vor allem bei Kindern)
    - Erbrechen (häufiger bei Kindern, in der Regel bei Hustenanfällen mit Schleim)
    - Durchfall (selten, kann aber bei einigen Viren wie Grippe auftreten)

    Sie sind „akut krank“, wenn Sie sich wirklich nicht gut fühlen, nicht arbeiten oder zur Schule gehen können oder einfach nicht funktionieren. Solange Sie Fieber, Schüttelfrost oder Kurzatmigkeit haben oder nicht funktionieren können, sind Sie definitiv „akut krank“. Wer akut erkrankt ist, bleibt zu Hause, um selbst wieder zu Kräften zu kommen und um andere nicht anzustecken. In den Tagen, in denen Sie akut krank sind, ist Ihre Ansteckungsfähigkeit am höchsten und Sie vermeiden Kontakte.

    Diejenigen, die nicht mehr akut erkrankt sind und das Haus verlassen, wieder zur Arbeit oder zur Schule gehen können, sollten entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen. Wenn Sie sich wieder besser fühlen und keine akuten Symptome wie Fieber, Niesen, tränende Augen, Halsschmerzen usw. mehr haben und nur noch leichte Restsymptome (trockener Husten, Heiserkeit, Müdigkeit und geschwollene Drüsen können länger als eine Woche anhalten), können Sie in Erwägung ziehen, wieder in die Schule oder zur Arbeit zu gehen, aber denken Sie daran, dass Atemwegsinfektionen noch mehrere Tage nach Beginn der Symptome ansteckend sein können, manchmal bis zu mehr als einer Woche, auch wenn Sie geimpft sind.

    Solange Sie leichte Symptome haben, sollten Sie daher bei Kontakt mit anderen Personen noch eine Mundschutzmaske tragen, wenn möglich einen ausreichenden Abstand halten und den Kontakt mit gefährdeten Personen möglichst vermeiden, bis alle Symptome verschwunden sind. Im Zweifelsfall wenden Sie sich am besten an Ihren Arzt oder Apotheker.

  4. Infektiosität
    Infektiosität bezeichnet das Ausmaß, in dem Erreger der Atemwege wie Influenzaviren, RSV, Pneumokokken und Coronaviren (wie SARS-CoV-2, aber auch andere Erkältungsviren) von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die Ausbreitung des Erregers (Shedding) erfolgt hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion (Husten, Niesen) und durch direkten Kontakt (Übertragung über die Hände). Die Infektiosität wird von Faktoren wie der Personendichte, den jahreszeitlichen Wetterbedingungen, der Belüftung von Räumen und der persönlichen Hygiene beeinflusst. Während der Wintermonate in Belgien nehmen die Infektionen aufgrund der vermehrten Aktivitäten in geschlossenen Räumen und des engen Kontakts zwischen Menschen zu.

    Es wird allgemein angenommen, dass die überwiegende Mehrheit der infizierten Personen hochgradig ansteckend ist und viele Erreger in den ersten 5 bis 7 Tagen nach den ersten Symptomen verbreitet. Ein kleinerer Teil der infizierten Personen verbreitet die Krankheitserreger noch viele Tage lang weiter.

    Nicht jede infizierte Person zeigt Symptome, so dass manche Menschen Krankheitserreger verbreiten, ohne sich dessen bewusst zu sein. Die Impfung schützt zwar vor schweren Infektionen und Komplikationen, verhindert aber nicht, dass die geimpfte Person Krankheitserreger weiterverbreitet.

  5. Mundschutzmasken sind ein wirksames Mittel zur Vermeidung der Übertragung von Atemwegsinfektionen. Es ist nicht nur ratsam, sie zu angemessenen Zeiten zu tragen, sondern auch eine Form der grundlegenden Höflichkeit und ein Ausdruck der Fürsorge für sich selbst und andere. Mundschutzmasken müssen aber richtig getragen werden, um wirksam zu sein: Verwenden Sie chirurgische Mundschutzmasken, die in Apotheken und den meisten größeren Geschäften erhältlich sind, und wechseln Sie die Maske regelmäßig (beim Tragen mindestens einmal alle vier Stunden, aber öfter, wenn Sie krank sind oder sie schmutzig oder feucht wird). Tragen Sie die Mundschutzmaske eng am Gesicht anliegend über Nase und Mund, wobei der untere Rand unter dem Kinn liegen sollte. Schließen Sie das biegsame härtere Stück im Bereich der Nase fest um die Nase und tragen Sie die Schlaufen hinter den Ohren. Entfernen Sie die Mundschutzmaske über die elastischen Bänder an den Ohren und werfen Sie sie direkt in einen verschlossenen Behälter. Waschen Sie Ihre Hände sowohl vor dem Anziehen als auch nach dem Entfernen der Mundschutzmaske.

    Für gefährdete Personen, die sich an belebten Orten aufhalten müssen, werden FFP2-Mundschutzmasken empfohlen (frei erhältlich in Apotheken).

  6. Abstand halten (Social Distancing)
    Die Wirksamkeit des „Abstand haltens“ bei der Verhinderung der Übertragung von Krankheitserregern der Atemwege ist nach wie vor umstritten. Epidemiologische und Modellstudien haben jedoch gezeigt, dass soziale Abstandsmaßnahmen (Einhalten von räumlichem Abstand und Meiden überfüllter Orte) wirksame Strategien und wichtige nicht-pharmazeutische Interventionen zur Verringerung der Ausbreitung von saisonalen Atemwegsinfektionen sind. Studien zeigen immer wieder, dass dies zu einem deutlichen Rückgang der Übertragungsgeschwindigkeiten von Atemwegsinfektionen und einer Abflachung der epidemiologischen Kurve führt. Der Erfolg dieser Maßnahmen hängt davon ab, dass die Gemeinschaft die empfohlenen Richtlinien befolgt und einhält. Sie sind zwar wirksam, haben aber leider auch sozioökonomische Folgen und psychologische Auswirkungen der Isolation. Das Abstandhalten ist besonders nützlich, wenn es mit anderen Empfehlungen wie guter Belüftung und Handhygiene kombiniert wird.

    Abstand zu halten ist besonders hilfreich, um die Tröpfchenübertragung zu begrenzen, bei der Krankheitserreger durch größere Tröpfchen (größer als 5 Mikrometer) beim Husten, Niesen oder Sprechen verbreitet werden. Studien bestätigen, dass sich die Tröpfchen in der Regel in einem Abstand von 1,5 Metern absetzen, was die Idee unterstützt, dass es sinnvoll ist, Abstand zu halten, um die Verbreitung von Krankheitserregern der Atemwege zu begrenzen, insbesondere in schlecht belüfteten Räumen, in denen Aerosole (kleinere Tröpfchen) länger in der Luft verweilen.

    Die Vorstellung, dass das Einhalten von Abstand in allen Fällen ausreichender Schutz ist, ist falsch. In schlecht belüfteten Räumen oder bei Aktivitäten wie Singen oder Schreien können die Aerosole weiter als 1,5 Meter fliegen. Das bedeutet, dass das bloße Einhalten eines gewissen Abstands ohne angemessene Belüftung möglicherweise nicht ausreicht.

    Im Freien, wo Aerosole durch Luftströmungen schneller verteilt und verdünnt werden, hat die Einhaltung von Abständen einen geringeren Einfluss auf die Übertragung von Krankheitserregern. Hier spielt die Belüftung eine entscheidendere Rolle.

  7. Lassen Sie sich impfen: Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, Ihrem Apotheker, Ihrer häuslichen Krankenpflegekraft oder Ihrer Hebamme, ob Sie gegen die typischen Winteratemwegsinfektionen (saisonale Grippe, Covid-19, Pneumokokken und RSV) geimpft werden können. Dies gilt insbesondere, wenn Sie zu den „gefährdeten Gruppen“ gehören (wenn Sie über 65 Jahre alt sind; wenn Sie eine chronische Erkrankung der Lunge, des Herzens oder der Blutgefäße, der Leber oder der Nieren haben; wenn Ihr Immunsystem geschwächt ist, z. B. nach einer Transplantation oder Chemotherapie; wenn Sie schwanger sind, schwanger werden wollen oder vor kurzem entbunden haben usw.).

    Sie können auch für eine vorrangige Impfung in Frage kommen, wenn Sie mit einer gefährdeten Person zusammenleben oder diese pflegen.

  8. Gefährdete Personen: Sie können sich als gefährdet betrachten, wenn Sie über 65 Jahre alt sind, wenn Sie an einer chronischen Erkrankung der Lunge, des Herzens, der Leber oder der Nieren, an Stoffwechselstörungen (einschließlich Diabetes) oder neuromuskulären Störungen leiden, wenn Sie an einer Störung des Immunsystems leiden und wenn Sie schwanger sind. Auch Neugeborene und Kleinkinder sind ebenfalls gefährdet.

  9. Kinder und Jugendliche: Für Kinder gelten nur die ersten vier grundlegenden Empfehlungen, d. h. nicht das Tragen von Mundschutzmasken, obwohl wir sie und ihre Eltern dennoch bitten, auf das Infektionsrisiko an belebten Orten zu achten, insbesondere im Kontakt mit gefährdeten Personen.

  10. Begrenzung der Anzahl von Personen in Innenräumen
    Die Begrenzung der Anzahl von Personen in Innenräumen ist eine Empfehlung, die mit der Empfehlung „Abstand halten“ und auch mit dem Risiko der aerogenen Übertragung zusammenhängt, bei der infektiöse Aerosole (kleine Tröpfchen, die Krankheitserreger der Atemwege enthalten) über lange Zeiträume in der Luft schweben können, insbesondere in schlecht belüfteten Räumen. Jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen, dass eine gute Belüftung unerlässlich ist, um die Ansammlung von Aerosolen und damit das Risiko einer Erregerübertragung zu verringern. Wenn die Anzahl der Personen in einem Innenraum reduziert wird, verringert sich auch die Gesamtmenge der produzierten Aerosole, was das Kontaminationsrisiko weiter senkt. Dies ist besonders wichtig in Räumen, in denen sich Menschen über einen längeren Zeitraum aufhalten oder in denen Aktivitäten stattfinden, bei denen mehr Aerosole entstehen, wie z. B. Singen oder Sport.

    Darüber hinaus scheint neben der Belüftung auch die Begrenzung der Gruppengröße in Räumen mit hoher Aerosolproduktion, wie z. B. in Nachtclubs oder Konzertsälen, wirksamer zu sein. Die Belüftung allein kann das Risiko nie ganz ausschalten, aber in Kombination mit anderen Empfehlungen, wie der Begrenzung der Anzahl der anwesenden Personen, kann sie das Kontaminationsrisiko erheblich verringern. Dies unterstreicht die Bedeutung von Empfehlungen, die sich sowohl auf die Belüftung als auch auf die Minimierung der Gruppengröße in Innenräumen konzentrieren, insbesondere während der Hauptinfektionszeit für Atemwegserkrankungen.

  11. Schutz durch „Protective Screens“
    Die Verwendung von Schutzschirmen (Protective Screens) wie Plexiglas (z. B. zwischen Angestellten und Kunden an Theken) zur Begrenzung der Übertragung von Erregern von Atemwegserkrankungen ist noch Gegenstand von Forschung und Diskussion. Sie scheinen einen gewissen Schutz gegen die direkte Übertragung durch größere Atemtröpfchen zu bieten, die beim Husten oder Sprechen freigesetzt werden, sind aber nur begrenzt wirksam, wenn es darum geht, die Verbreitung kleinerer Aerosoltröpfchen zu verhindern, die in der Luft schweben bleiben und sich über größere Entfernungen ausbreiten können, insbesondere in schlecht belüfteten Räumen.

    Die Übertragung von Krankheitserregern über die Luft wird durch eine Kombination von Schutzmaßnahmen, einschließlich verbesserter Belüftungs- und Filtersysteme wie HEPA-Filter, das Tragen von Masken und das Einhalten von räumlichem Abstand wirksamer reduziert als durch physische Barrieren wie Abschirmungen allein.