Der weltweite Bienenbestand nimmt aufgrund vielfältiger Faktoren seit gut zwanzig Jahren beständig ab. Dieses Phänomen betrifft vor allem Europa, Nord- und Mittelamerika. Es zeichnet sich durch eine alarmierend hohe Sterblichkeit der Honigbienen aus (man spricht vom Bienenvolk-Kollaps). Dieses Bienensterben betrifft auch die Wildbienen. Zahlreiche Forschungsprojekte auf nationaler als auch europäischer und internationaler Ebene beschäftigen sich mit diesem Phänomen und dessen Ursachen.

Ein beunruhigender Trend

Zwischen 2006 und 2007 ist in den USA ein Verlust an Honigbienenkolonien von 60 % beobachtet worden, in Québec von 40 %, von 25 % in Deutschland und vielen anderen Ländern Europas. Wildbienen sind ebenso bedroht. Da sie vorwiegend solitär leben, verschwindet mit jeder Wildbiene auch ein reproduzierendes Element. Das Ergebnis ist eine Verringerung der Anzahl der Wildbienenarten.

Belgien macht beim Bienensterben, das weltweit festgestellt wird, keine Ausnahme. Von den bekannten Arten sind mehr als die Hälfte selten oder stark rückläufig. Einige sind bereits vollständig aus dem Land verschwunden. Auch die Honigbiene, Apis mellifera, ist bedroht. Die zusätzliche Sterblichkeit in den belgischen Bienenkörben ist von 17 % in 2004 auf 28 % in 2011 gestiegen.

Die Ursachen des Bienensterbens

Es gibt mehrere Ursachen für das Siechtum der Bienen. Bestimmte Faktoren betreffen besonders die Honigbienen. Das ist der Fall bei Pathologien (Parasiten, Viren, Bakterien, Pilzbefall) und der Immunschwäche aufgrund der geringen genetischen Vielfalt der Art Apis mellifera. Bestimmte Bienenzucht-Praktiken können ebenfalls zur Schwächung der Honigbienen beitragen.

Weitere Faktoren betreffen alle Bienenarten in gleichem Maße. Die chemische Verunreinigung (durch Pestizide und Biozide) wird von den Wissenschaftlern mehr und mehr als eine der Hauptbedrohungen für die Bienen verantwortlich gemacht. In Europa stellen bestimmte exotische invasive Arten eine potentielle Bedrohung für die Bienen dar. Die Erosion der biologischen Vielfalt und damit die Verringerung der Nahrungsmittelressourcen ist ein wesentlicher Faktor des Bienensterbens. Weitere Faktoren sind noch wenig bekannt und müssen erst erforscht werden, wie Elektrosmog und die Auswirkungen der Entwicklung genetisch veränderter Kulturen.

Bisher kaum untersucht sind schließlich die Synergien der verschiedenen Faktoren und der Einfluss der Klimaveränderungen.

Die Forschung

Angesichts dieser Feststellungen sind in Belgien, in der Europäischen Union und auf internationaler Ebene mehrere Forschungsinitiativen gestartet worden. Ihr Ziel besteht darin, die Daten der als verursachend angenommenen Faktoren zu sammeln, die Entwicklung der Honigbienenkolonien und der Wildbienenpopulationen zu verfolgen und Maßnahmen und Handlungsweisen zu bestimmen, um präventiv tätig zu werden und das Phänomen einzugrenzen. Eine der Maßnahmen des Bienenplans 2012-2014, die Maßnahme 13, sieht föderale Forschungsprogramme zum Thema der Bestäuber vor.