Die Gesetze für chemische Stoffe finden auch Anwendung auf Nutzfarben, deren gesundheitsschädlichsten oder umweltgefährdensten Bestandteile verboten sind. Das ist zum Beispiel der Fall bei Blei, das für Bleivergiftung verantwortlich war und seit 1976 verboten ist. Es wurde durch Titan ersetzt, das den Weißheitsgrad und die Intensität der Anstrichfarben verbessert.

Besondere gesetzliche Bestimmungen bilden angesichts des Umwelteinflusses einen Rahmen für den Farbenmarkt. Vor allem sehen sie eine Beschränkung der in Farben verwendeten flüchtigen organischen Verbindungen vor, die nach der Freisetzung in die Luft zur Bildung von Troposphärenozon oder Feinstaub (Sekundärteilchen genannt) beitragen.

Daher wird der Gehalt von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) in Dekorfarben und bestimmten Karosserieprodukten durch die Richtlinie 2004/42/EG beschränkt.

VOC, die sich in Anstrichfarben, Verputzstoffen und Schutzlacken finden, sind in Artikel 2 dieser Richtlinie genau geregelt, die bestimmt: „alle organischen Verbindungen, deren Anfangssiedepunkt, gemessen bei Standarddruck von 101,3 kPa, kleiner gleich 250 °C ist“.

Diese Definition schließt eine gewisse Zahl von „Lösungsmitteln“ aus, wie Texanol® (Propanoic acid, 2-methyl-, monoester with 2,2,4-trimethyl-1,3-pentanediol). Dieses Lösungsmittel ist das hauptsächliche Koaleszenzmittel (Stabilisierung der Farbe während des Trocknens), das in Anstrichfarben verwendet wird. Diese Ausnahme wird gerechtfertigt durch den Umstand, dass Texanol kaum Auswirkungen auf die Bildung von Troposphärenozon hat.

Tipps für den Anwender

• Beachten Sie streng die Sicherheitshinweise.
• Öffnen Sie während der Anstricharbeiten die Fenster zum Lüften und lassen Sie sie mindestens 48 Stunden lang geöffnet.
• Halten Sie sich in den Räumen erst einige Tage nach dem Anstreichen auf.

Gut zu wissen

Sie fragen sich, wie Sie eine umweltfreundliche Farbe wählen können? 

Sie fragen sich, ob es Farben ohne Lösungsmittel gibt? 

Sie fragen sich, was Naturfarben sind?


• Wie Sie eine umweltfreundliche Farbe wählen

Wählen Sie vorzugsweise Produkte mit dem europäischen Umweltzeichen, da diese Farben besonders strenge Kriterien erfüllen müssen. 


• Lösungsmittelfreie Farben

Ja, Farben in Pulverform enthalten keine Lösungsmittel. Das Bindemittel ist meist ein Produkt, das sich in ein Polymer verwandelt. Die Farbe bildet also eine Kunststoffschicht. Diese Umwandlung kann unter Hitzeeinwirkung (Brennen in einem Ofen) oder durch UV-Strahlung erfolgen.

Misstrauen Sie dem Marketing! Oft werden Farben als „lösungsmittelfrei“ bezeichnet, deren Hauptlösungsmittel Wasser ist: Acrylfarben, Vinylfarben, Kalkputze, Naturfarben, …

Auch wenn die Farben kein chemisches Lösungsmittel enthalten, können sie Zusatzstoffe wie Glycolether und Terpene (natürliche Stoffe) besitzen, die für Mensch und Umwelt schädlich sein können. Es ist daher wichtig, sich beim Umgang mit diesen Produkten selbst so gut wie möglich zu schützen und sie nicht in das Abwassersystem (Ausgüsse, Toiletten, ...) oder die Umwelt gelangen zu lassen.

• Natürliche Farben

Bestimmte Anstrichfarben werden als natürlich bezeichnet, da sie einem speziellen Lastenheft entsprechen, das von einer Zertifizierungsstelle zur anderen abweicht. Diese Bezeichnungen werden durch Regeln der Geschäftspraxis geregelt. Die Kriterien zur Bestimmung einer natürlichen Anstrichfarbe werden daher von den Behörden nicht anerkannt. 

Prinzipiell ist natürlichen Anstrichprodukten gemeinsam:

• Sie werden auf Grundlage von Mineralien oder Pflanzenbestandteilen produziert,
• Sie enthalten weniger als X% Syntheseprodukte (aus industrieller chemischer Produktion entstanden).

NATÜRLICHE PRODUKTE DÜRFEN NICHT ALLEIN AUFGRUND IHRER HERKUNFT ALS UMWELTFREUNDLICHE PRODUKTE ANGEBOTEN WERDEN.


Zum Beispiel sind die Herstellung von Kalk, der Abbau von Lehm in natürlichen Gruben, der Anbau von Palmölkulturen in geschützten Gebieten für die Umwelt schädlich.

Als Verbraucher dürfen Sie nicht einem einfachen Aufdruck „natürlich“ auf dem Etikett vertrauen.

Generell entsprechen natürliche Produkte strengen Lastenheften, deren Kriterien transparent sein und im Internet veröffentlicht werden müssen. Erkundigen Sie sich! 

Ein natürliches Produkt mit dem Umweltzeichen ist zweifellos die beste Lösung!

 

Vorsichtsmaßnahmen bei der Verwendung bestimmter natürlicher Produkte

 

• Kaseinfarbe.

 

Kasein ist ein Milchprotein. Es zersetzt sich schnell, wenn es feucht wird. Wir raten dringend von einer Verwendung in Badezimmern, Küchen und Feuchträumen im Allgemeinen ab.

 

• Lack und Öl für Holz auf Basis von Leinöl (oder synthetisierte Linolsäure).

 

Leinöl ist seit der Antike bekannt für seine schützenden Eigenschaften für Holz (und Steine). Bei Holzoberflächen ist es sehr wichtig, dass sie gut gereinigt werden (Entfernen der alten Schutzschicht, Abschleifen, …) und trocknen, bevor die Leinölschicht aufgetragen wird, da sonst chemische Reaktionen einen stark ranzigen Geruch verursachen können, falls die Oberfläche nicht völlig sauber und trocken war. Sie müssen dann alles noch einmal machen.